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Rezension des Buches "Studieren kann man lernen. Mit weniger Mühe zu mehr Erfolg" von Kira Klenke

Zur Einstimmung aus dem Bericht der Studentin Mia Eck über ihren Umstieg von einer Schule auf die Universität: "Nachdem die Klausuren während des Semesters stets in weiter Ferne lagen, wurde mir in den vergangenen Wochen langsam, aber sicher klar, dass mit der Adventszeit auch die Prüfungsphase starten wird und ich mir den bearbeiteten Stoff dafür irgendwie merken muss. Das Wissen aus zwölf Wochen, vier Modulen, zahlreichen Vorlesungen, Übungen und Tutorien galt es, sich so gut wie möglich anzueignen, um die erste Klausurenphase an der Uni idealerweise komplikationsfrei über die Bühne zu bringen.
Schnell wurde mir dabei klar, dass genügend Zeit und eine gute Organisation das A und O für eine möglichst erfolgreiche Lernphase sein würden, weshalb ich mir zunächst einen Überblick über alle Themen verschafft und anschließend einen groben Plan erstellt habe, wie ich die Inhalte zeitlich passend aufteilen kann. Und dann hieß es lernen, lernen und noch einmal lernen – jeden Tag, auch am Wochenende. Mein Tagespensum wurde mit der Zeit immer höher; von anfänglich drei Stunden bis zu letztlich sieben bis acht Stunden pro Tag, die ich in der Bibliothek vor meinem Laptop verbracht habe. Während mich anfänglich noch die Motivation getragen hat, wurden die Tage immer eintöniger und nach und nach wurde es immer anstrengender, sich jeden Tag aufs Neue aufzuraffen und weiter zu arbeiten."


Studieren kann man lernen

Das Buch „Studieren kann man lernen. Mit weniger Mühe zu mehr Erfolg“ von Kira Klenke unterscheidet sich von der üblichen Ratgeberliteratur für Studentinnen, denn es beschäftigt sich nicht mit Lerntechniken und dem eigentlichen Lernen. Die erfahrene Hochschulprofessorin beschäftigt sich vor allem mit den persönlichen Randbedingungen des Studiums bzw. der StudentInnen, und versucht in einem breit angelegten Selbst-Coaching für Studierende, hinderliche Denkmuster und gängige Vorstellungen vom Studentendasein zu entlarven. Dabei verrät sie funktionierende Motivationsmethoden, eher sehr allgemein gehaltene Lerntechniken und mentale Tricks, die ihrer Meinung nach an der Hochschule nicht direkt vermittelt werden.

Nach Klenke kann man Studieren lernen, indem man sich vor allem selbst besser kennen lernt, seine eigenen Ziele herausfindet und versucht, diese auch zu erreichen. Dabei geht es etwa um Studienziele, wie man mit der Stofffülle zurechtkommt, was man bei Prüfungsängsten macht, oder wie man seine persönlichen optimalen Lernstrategien findet.

Ein nicht unwesentlicher Teil des angebotenen "Werkzeugkoffers von Selbstcoaching-Instrumenten" stammt aus dem Bereich der Psychotechnik des Neurolinguistischen Programmierens, was daran liegt, dass Kira Klenke als eine zertifizierte NLP-Trainerin meint, sich vorrangig mit der Veränderung von Glaubenssätzen beschäftigen zu müssen, da diese sowohl den Erfolg verhindern als auch fördern können. Naturgemäß nehmen daher mit NLP verbundene Ansätze einen Großteil des Buches ein, wenn sie anhand konkreter Beispiele aus der eigenen Universitätspraxis die Schwierigkeiten beschreibt, mit denen Studierende zu kämpfen haben, wie Selbstzweifel, niedrigem Selbstwertgefühl, überhöhten Ansprüche an sich selbst und unrealistischen Vorstellungen von dem, was Erfolg im Studium und im Leben bedeutet. Der Begriff Erfolg wird daher in diesem Buch von der Autorin immer wieder bemüht, der allerdings durchaus zu einem psychologischen Hindernis werden kann, zumal Studieren häufig die fristgerechte Erledigung von Aufgaben bedeutet, das Durchlaufen von Routinen, das Abhaken von To-Do-Listen, den Verzicht auf Freizeit oder das Durchtauchen durch Phasen der Enttäuschung und Frustration. All diese Dinge unter eine Art Erfolgszwang zu stellen kann durchaus entmutigend wirken, denn es macht ja auch wenig Sinn, alltägliche Verrichtungen wie Zähneputzen, Mittagessen oder Staubsaugen immer wieder als Erfolg erleben zu wollen oder zu müssen.

Auch muss man sich an manchen Stellen des Buches fragen, ob das Abarbeiten von teilweise äußerst umfangreichen Checklisten oder Fragenkatalogen tatsächlich zu mehr Selbsterkenntnis führt bzw. tatsächlich dazu, erfolgreicher zu studieren. Bekanntlich ist das Erkennen eines Problems zwar ein wichtiger Aspekt bei dessen Lösung, allerdings kann eine gründliche Auseinandersetzung damit auch dazu führen, dass ein Problem noch größer und unüberwindlicher erscheint als es tatsächlich ist. Damit ist allerdings ein grundsätzliches Problem jeglicher Ratgeberliteratur angesprochen, das über das Vermitteln konkreter Arbeitstechniken hinausgehen will, was auch aus den schon auf Amazon zahlreich vorliegenden Rezensionen herauszulesen ist: In der Lektüre findet man sich als LeserIn auf Grund der Allgemeinheit vieler Aussagen mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder und ist zunächst einmal begeistert (Barnum- oder Forer-Effekt), allerdings ist es in der Regel ein weiter und harter Weg, diese Begeisterung auch in Veränderungsmotivation umzusetzen. Ein Vorteil aber zugleich ein Nachteil ist die langjährige Erfahrung der Autorin mit Coaching-Seminaren, denn die meisten der beschriebenen Übungen schreien bei ihrer Durchführung nach einem Partner, der Gruppe bzw. der persönlichen Anleitung durch einen Coach vor Ort. Eine sinnvolle Lektüre des Buches für einen Studienanfänger könnte vielleicht so aussehen, sich ein oder zwei konkrete Anregungen herauszusuchen und dann eine längere Zeit daran zu arbeiten.

Als zusätzlicher Ideengeber bzw. als Werkzeugkasten für KollegInnen, die solche einschlägigen einführenden Lehrveranstaltungen an Universitäten oder Fachhochschulen anbieten, kann das Buch aber in jedem Fall dienen.

Widersprochen muss Kira Klenke jedoch werden, wenn sie behauptet, dass StudentInnen ohnehin alles, was sie für das Studieren brauchen, schon mitbringen und keine weiteren Arbeitstechniken erlernen müssten, sondern es nur notwendig wäre, alte Glaubenssätze und Denkmuster auszumisten, um den Kopf frei zu bekommen für Kreativität und die ganz natürliche Neugierde zu forschen. Aus persönlicher Erfahrung - der Rezensent hat 35 Jahre lang StudienanfängerInnen in das wissenschaftliche Arbeiten eingeführt - siehe dazu Arbeitstechniken und Technik wissenschaftlichen Arbeitens - gibt es äußerst große interindividuelle Unterschiede. Außerdem gibt es für das wissenschaftliche Arbeiten bzw. den Umgang mit wissenschaftlichen Texten ein umfangreiches methodisches Instrumentarium bzw. formales Knowhow, das möglichst rasch erlernt bzw. geübt werden muss. Es ist auch eine Illusion zu glauben, dass StudentInnen von Haus aus begierig auf Forschung sind bzw. während ihres Studiums ihre Kreativität entfalten können.

Die Fokussierung eines Studienratgebers auf die persönliche Entwicklung als Grundlage für ein erfolgreiches Studium hat auch wenig mit den Studienbedingungen an unseren (Massen)Universitäten, insbesondere in den ersten Semestern zu tun, denn hier geht es schlicht um Scheinesammeln und das Entwickeln von Routinen, das in den Studienplänen vorgeschriebene Pensum mit möglichst geringem Aufwand und in der vorgeschriebenen Zeit hinter sich zu bringen.

In jedem Fall kann dieses Buch aber angehenden StudentInnen als Beispiel für typisch wissenschaftliche Literatur mit wenig strukturiertem Fließtext dienen, den es mit Hilfe von Marginalien und Exzerpten zu reduzieren bzw. erst zu erarbeiten gilt. Dieser nicht unwesentliche Aspekt erfolgreichen Studierens kann an einem solchen Text, der sich an die Studentin oder den Studenten persönlich wendet, vielleicht motivierender erlernt werden als an konkreter Fachliteratur. Das für viele aktuelle Publikationen leider nicht untypische, aber im Übrigen völlig unbrauchbare einseitige Stichwortverzeichnis hätte man sich sparen können, aber immerhin findet man den Erfolg kurioserweise (s. o.) nur ein einziges Mal auf Seite 58, immerhin einen Sitzplatz auf Seite 33 und den inneren Schweinehund auf Seite 102 f. ;-)

Autor der Rezension: Werner Stangl

Aus einem Interview mit Kira Klenke: "Mein Anliegen ist es, Menschen dabei zu helfen alte, überholte Lebensmuster abzulegen und ihr volles Potenzial zu entfalten. In meinem Studenten-Ratgeber „Studieren kann man lernen: Mit weniger Mühe zu mehr Erfolg“ präsentierte ich Coaching-Techniken und -Tricks speziell für Studierende. Mein Ziel ist es, Studierenden Mut zu machen. Schwierigkeiten beim Lernen können vielfach leichter durch ein Umdenken gemeistert werden, als beispielsweise durch die Verdoppelung der bisherigen Anstrengung. Häufig blockieren alte Denkmuster und Lernangewohnheiten aus der Schulzeit das tatsächlich vorhandene Lern-Potenzial. Vielfach liegt der Schlüssel zum Erfolg in einer Veränderung der Sichtweise."

Seit Januar 2014 veröffentlicht Kira Klenke jede Woche einen Podcast: „Studium mit Rückenwind“ unter http://kira-klenke.podomatic.com/ Anabel Walia hat in einem Weblog

Fünf Kompetenzen bzw. Soft Skills

beschrieben, die man im Studium nicht oder nur sehr selten erwirbt, denen aber eine besondere Wichtigkeit zukommt:

Literatur

Stangl, W. (2019). Was man an der Universität meist nicht lernt. Werner Stangls Texte zum Lernen.
WWW: https://lerntipps.lerntipp.at/was-man-an-der-universitaet-meist-nicht-lernt/ (2019-01-24).
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/bananeweb_artikel,-bananeweb-erstsemester-uni-klausuren-vorbereitungen-_arid,2157578.html (23-12-18)

Weitere rezensierte Ratgeberliteratur für StudentInnen

"Golden Rules" und "Bestnote - Lernerfolg verdoppeln, Prüfungsangst halbieren" von Martin Krengel.

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