Inhaltsverzeichnis dieses Lerntipps

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Cascaded Blended Mentoring
Fernstudium

Klassische Studienliteratur

Golden Rules
Studieren kann man lernen
Schlafstörungen und Schlafprobleme

Machen die Universitäten krank?

Facts zum Studium
Studienabbruch?
Imperfektionismus

Fernstudium
Auslandssemester
Auslandspraktikum


Was unterscheidet Studienabbrecher von anderen Studierenden?

Viele Studienanfänger beenden vorzeitig ihre Hochschullaufbahn ohne Abschluss. Was sind die Bedingungsfaktoren eines Studienabbruchs, was sind die Unterschiede zwischen Studienabbrechern und Weiterstudierenden? Dem Studienabbruch kommt heutzutage in zweierlei Hinsicht eine gewisse Relevanz zu. Zum Einen ist die Zeit vor dem Abbruch des Studiums für den Studierenden selbst als Fehlinvestition zu sehen. Er verliert Zeit und Einkommen. Zum Anderen ist der Studienabbruch aus Sicht der Universitäten eine Verschwendung finanzieller Ressourcen, denn es werden Lehrkapazitäten und Bildungsangebote in Anspruch genommen, ohne dass die erworbenen Kenntnisse später der Gesellschaft zu Gute kommen (vgl. Heublein et al., 2003; Ziegle, 1997, zit. nach Schiefele et al., 2007, S. 127). Bisherige Studien von Schröder-Gronostay (1999, S. 209ff) haben sich bis jetzt mit drei Bedingungsfaktoren des Studienabbruchs befasst: psychologische und soziodemografische Eigenschaften bzw. Rahmenbedingungen der Studierenden sowie institutionelle Merkmale.

Psychologische Faktoren

Studienabbrecher schätzen ihre eigenen Leistungen im Vergleich zu ihren Studienkollegen deutlich geringer ein und haben weniger ausgebildetes Fach- bzw. Studieninteresse als Absolventen. Sie nennen bei der Studienfachwahl eher externe Faktoren (z.B. materielle Ziele). Doch auch die Rolle der sozialen Kompetenz und der sozialen Beziehungen sind wichtig, denn Studienabbrecher haben weniger soziale Kontakte zu ihren Studienkollegen und sie fühlen sich unwohl im universitären Umfeld. Durch die geringere soziale Kompetenz sind Studienabbrecher schlechter integriert und neigen so eher zum Abbruch.

Soziodemografische Merkmale und Rahmenbedingungen

Je älter die Studienabbrecher bei ihrem Studienbeginn sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit eines Abbruchs. Auch haben verheiratete Studenten und solche mit Kindern ein erhöhtes Abbruchrisiko, wobei finanzielle, familiäre sowie gesundheitliche Probleme den Studienabbruch begünstigen. Nach Brandstätter und Farthofer (2003a, S. 134ff) ist es vor allem die hohe zeitliche Auslastung bei der Erwerbstätigkeit und nicht so sehr die Leistung und Zufriedenheit des Studenten, die dessen Studienabbruch begünstigt.

Institutionelle Merkmale

Darunter werden insbesondere Lehrqualität, Prüfungsanforderungen, Lehrinhalte und Studienberatungsangebote verstanden, wobei diese durch die oben angeführten psychologischen Merkmale gefördert oder beeinträchtigt werden. Dabei gilt die Qualität der Lehre als wichtigste Rahmenbedingung. Wissenschaftliche Befunde von Lewin et al. (1995) zeigen, dass Studienabbrecher die theoretischen bzw. abstrakten Studieninhalte kritisieren und sich öfter überfordert fühlen.

Die bisherige Forschung konnte bereits eine Reihe bedeutsamer Bedingungen des Studienabbruchs aufzeigen. Mit der im hier wiedergegebenen Fachartikel umfangreicheren Studie sollten diese und weitere Faktoren differenzierter überprüft werden. Dabei ging es vor allem um die Bereiche Motivation, Selbstkonzept, Lernstrategien, soziale Kompetenz und Lehrqualität.

Wichtig war dabei ein Vergleich der Studienabbrecher mit einer bezüglich Studienfach, Geschlecht und Alter vergleichbaren Gruppe von Weiterstudierenden. Signifikante Unterschiede ergeben sich dabei hinsichtlich Motivation, Einsatz von Lernstrategien und der Beurteilung von Lehrqualität bereits bei Studienbeginn. Die größten Unterschiede lagen bei der Demotivation und dem Studieninteresse. Hinsichtlich Lernstrategienutzung zeigt sich, dass Abbrecher viel weniger mit anderen Studienkollegen lernen und dadurch eine geringere soziale Integration aufweisen als Studierende.

Interessant ist auch die Unterscheidung von Früh- und Spätabbrechern. Beiden Gruppen von Abbrechern liegen unterschiedliche Prozesse zu Grunde. Ein früher Abbruch des Studiums kann dabei durchaus positive gesehen werden, da nicht unnötig Zeit vergeudet wird und sich der Studienabbrecher neuen Projekten widmen kann, wobei es ist auch denkbar ist, dass ein anderes Studium gewählt wird.

Obwohl Spätabbrecher schon zum Zeitpunkt des Studienbeginns wenig Motivation und Interesse an der Lehre haben, studieren sie zunächst weiter, vermutlich aus Hoffnung, dass sich die Situation verbessert oder irgendwie zu bewältigen sein wird. Auch äußerer Druck bzw. Mangel an Alternativen können eine maßgebliche Rolle spielen.

Die angeführten Probleme in Bezug auf den frühzeitigen Studienabbruch zeigen die Bedeutsamkeit einer umfassenden Studienberatung, welche den Betroffenen hilft, sich vor Studienantritt besser orientieren zu können.

Die Bedeutung eines Propädeutikums

An vielen Universitäten werden Vorkurse vor Studienbeginn, sogenannte Propädeutika, angeboten, das die neuen StudentInnen nicht nur fachlich auf das Studium vorbereiten sondern ihnen auch helfen soll, sich im Hochschulleben zurecht zu finden. Neben einer fachlichen Vorbereitung ist dabei das „Lernen lernen“ besonders wichtig, denn bei SchulabsolventInnen liegt zu Beginn eines Studiums häufig noch ein anderes Lernverständnis vor. In der Schule übt die Lehrerin bzw. der Lehrer einen Stoff so lange mit den SchülerInnen, bis sie ihn beherrschen, doch an einer Hochschule werden dagegen überwiegend Fachgebiete und ihre Methodik vorgestellt, und die StudentInnen müssen ihren Lernprozess selbst gestalten. Solche Propädeutika zum Thema „Lernen lernen“ sollen sie auf die geänderten Verhältnisse einstimmen, sie sollen sich im studentischen Alltag eingehender selbst in ihrer Rolle als Studentin oder Student betrachten, mögliche Bildungslücken etwa im Bereich von Sprachen feststellen und diese eigenständig durch zusätzliche Kurse, Literatur oder Fragen schließen. StudentInnen verbessern dabei ihr Zeitmanagement, lernen auch Organisation und Ablauf an der Hochschule sowie die Umgebung der Universitäten kennen. Eine wesentliche Komponente solcher Propädeutika ist auch der soziale Austausch mit anderen Studienanfängerinnen. Solche Propädeutika empfehlen sich vor allem auch für die MINT-Fächer, denn die

Abbruchquote in MINT-Studien ist besonders hoch

MINT-Fächer ist eine zusammenfassende Bezeichnung von Unterrichts- und Studienfächern beziehungsweise Berufen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, wobei der Begriff als ein Initialwort aus den betreffenden Fachbereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik gebildet wurde. Vielen technische und naturwissenschaftliche Studiengänge wie eben die MINT-Fächer gelten als komplex, theoretisch und anstrengend und gehören zu den Fachbereichen mit sehr hohen Abbruchquoten. In den MINT-Fächern ist der Übergang von Schule zu Studium oft schwierig, d. h., vielen StudentInnenen wachsen die neuen Herausforderungen über den Kopf. Daher ist es sinnvoll, sich schon vor dem Studium in den Fachschaften und in der Studienberatung Informationen darüber zu holen, wo im ersten Semester die Probleme liegen. Häufig sind es auch falsche Erwartungen, mit denen die MaturantInnen ins Studium gehen, sodass man sich im Vorfeld die Studienordnungen genau anschauen sollte. Vor allem am Anfang sind die Anforderungen hoch und relativ schnell stellt sich das Gefühl ein, dass man bei vielen Fächern hinterherhinkt. Studentinnen klagen dann über zu viel Lernstoff und zu wenig Zeit, aber vor allem hat man Schwierigkeiten, in den Fächern abzuschätzen, was wichtig ist und was nicht. Daher ist es wichtig, Prioritäten setzen, sich mit KollegInnen austauschen, Probleme in studentischen Foren zu besprechen. Wesentlich ist, das Lernen zu lernen, denn das unterscheidet sich in der Regel deutlich vom bisherigen Lernen in den höheren Schulen. Dabei sind es nicht unbedingt die StudentInnen mit der besten Matura, die erfolgreich im Studium sind, sondern es sind diejenigen mit der höchsten Kompetenz, richtig lernen zu können. Hinzu kommt, dass in manchen MINT-Studienfächern sehr bewusst zu Beginn stark ausgesiebt wird, sodass es sich für StudentInnen dieser Fächer empfiehlt, sich mit angebotenen Vorkursen auf das universitäre Leben vorzubereiten.

Einsamkeit im Studium

Die Aufnahme eines Studiums weit weg von zuhause bedeutet auch immer den Beginn eines neuen Lebensabschnitts, wobei für die alten Kontakte aus der Schulzeit oft nur wenig oder gar keine Zeit bleibt, sodass alte Freundschaften und Beziehungen nur schwer aufrecht zu erhalten und zu pflegen sind. Gerade zu Studienbeginn gilt es, viele neue Eindrücke und Informationen zu verarbeiten, denn das vertraute Umfeld, Freundschaften aus der Schule aber auch bisher effektive Lernstrategien greifen bei einem Studium oft nicht mehr. Ein Studienbeginn erfordert eine völlige Neuorientierung im Hinblick auf die eigene Selbstständigkeit bei der Studien- und Lebensorganisation. Eine solche Umorientierung kostet viel Energie, vor allem, wenn am neuen Studienort auch die erste eigene Wohnung bezogen werden muss und die Familie oder Freunde nur mehr medial erreichbar sind, wobei für Studierende im Ausland dann noch ein neuer Kulturkreis mit neuen Anforderungen hinzukommt. Der Aufbau neuer Kontakte, Beziehungen und Freundschaften braucht immer auch Zeit und erfordert ein aktives Zugehen auf andere Menschen, eine gewisse Kontaktfähigkeit und die Bereitschaft, die Zeit auch außerhalb von Vorlesungen und Seminaren mit neuen interessanten Menschen zu verbringen. Vor allem bei Beginn eines Studiums ist der Hörsaal voller fremder Gesichter, in der Mensa scheint die Kollegenschaft sich aus fest etablierten Cliquen und unnahbaren Einzelgängern zusammenzusetzen, sodass das Studentenleben zu Beginn sehr einsam vorkommen kann. Gerade junge Erstsemestrige im Bachelorstudium, die für ihr Studium erstmals vom Elternhaus ausgezogen sind, haben nicht selten mit Heimweh zu kämpfen, doch auch ältere Studierende, die z. B. für das Masterstudium noch einmal die Universität wechseln oder ins Ausland gehen müssen, stehen der Herausforderung gegenüber, Anschluss zu finden und aus der scheinbar anonymen Masse an StudienkollegInnen Gleichgesinnte zu finden. Wird das Heimweh oder das Gefühl von Einsamkeit zu bedrückend, empfiehlt es sich, die Studienberatungsstelle oder die psychologische Beratung aufzusuchen, die es praktisch an jeder Universität gibt, denn hier kann man in einem vertraulichen Gespräch seine individuelle Situation besprechen und Lösungen finden.

Planbarkeit

Viele Studienanfänger haben nur eine ungenaue Vorstellung davon, was sie in ihrem Fach erwartet, und auch nicht viel dafür tun, das zu ändern. Man sollte sich als Student darüber klar sein, dass sich eine Karriere ein Leben lang entwickelt. Dahinter stehen zahlreiche Entscheidungen, nicht nur die eine am Anfang, als man sich für ein Studienfach entschieden hat. Ein Studienfach legt einen gar nicht so sehr fest, wie viele glauben, denn meist erwirbt man Fähigkeiten, die man in unterschiedlichen Bereichen anwenden kann, etwa in einem Team zusammenzuarbeiten oder Ergebnisse der Forschung kritisch zu bewerten oder präsentieren zu können. Die Berufswelt verändert sich und auch der Zufall spielt immer mit, wenn man etwa während eines Praktikums einen neuen, spannenden Bereich kennenlernt oder wenn man sich auf eine Stelle bewirbt. Auch als Studentin oder Student selbst verändert man sich, und in dem Alter, in dem man studiert, sogar besonders deutlich. In diesem Alter erweitert man seinen Horizont, lernt sich und seine Wünsche besser kennen, wobei sich mit diesen Veränderungen auch die Ziele ändern können. Deswegen muss man als Studentin oder Student immer offen bleiben und seinen Weg gegebenenfalls anpassen. Ziele sind zwar ein großer Motivationsfaktor, denn sie geben eine grobe Richtung vor und helfen, entsprechende Erfahrungen zu sammeln, sodass es wichtig ist, diese zu haben, aber es ist auch in Ordnung, wenn sich Ziele mit wachsender Erfahrung verändern. Je weiter man im Studium vorangekommen ist, desto mehr wird man feststellen, was wirklich interessiert und wo die eigenen Stärken liegen. Als Student sollte man sich immer bewusst sein, dass man sein Leben selber in die Hand nehmen muss. Man sollte nicht aufhören, zu prüfen, ob man seinen Zielen, seinen Vorstellungen von einem guten Leben, noch näher kommt oder doch nicht. Dazu kann auch gehören, dass man sein Studium wechselt, wenn man dabei unglücklich ist. Eine solche Entscheidung ist zwar nicht leicht, aber manchmal ist ein klarer Schnitt besser als dauerhafte Unzufriedenheit, denn ein oder zwei Jahre Studium sind verglichen mit vierzig Jahren, die man im Berufsleben stehen wird, keine Zeit.

 

Literatur & Quellen

Schiefele, U., Streblow, L. & Brinkmann, J. (2007). Aussteigen oder Durchhalten – Was unterscheidet Studienabbrecher von anderen Studierenden. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 39, 127-140.

http://www.master-and-more.de/studenten-mit-heimweh.html (17-06-12)

http://www.zeit.de/campus/studienfuehrer-2017/psychologie-universitaet-studienwahl-karriere (17-09-19)

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