Nachbereitung von Mitschriften

Eine Mitschrift reicht für das spätere Lernen meist nicht aus, da oft Lücken, Fragen oder Unklarheiten bestehen. Das Beste wäre es, wenn man seine Mitschrift gleich nach der Lehrveranstaltung mit den Notizen von KollegInnen vergleichen und besprechen könnte. Durch eine solche Paar- oder Gruppenarbeit werden nicht nur die Unterlagen vervollständigt und ergänzt, sondern auch die Lerninhalte werden einmal wiederholt und aus anderen Blickwinkeln reflektiert.

Lernpsychologische Erkenntnisse besagen, dass in Vorlesungen und Vorträgen aufgenommene Inhalte nach 24 Stunden bereits zu über 50% unwiederbringlich vergessen werden, wenn sie nicht vorher wiederholt werden. Günstig ist es deshalb, wenn man noch am selben Tag Zeit findet, das Gelernte nachzuarbeiten. Das erfordert zwar eine gewisse Disziplin, letztlich ist der erforderliche Zeitaufwand für die Aufarbeitung des Stoffes jedoch auf diese Weise am geringsten bzw. das Ergebnis ist bei gleichem Aufwand am besten.

Die Mitschriften und Notizen sind ein schriftliches Gedächtnis, nur unmitelbar nach einer Vorlesung kann man unvollständige oder zu knapp ausgefallene Teile ergänzen oder Antworten auf noch offene Fragen suchen. Die Kerngedanken kurz zusammen und zur Wiederholung und Selbstkontrolle aus der Mitschrift formulieren.

Man sollte sich auch bei der Nachbereitung mit einem oder mehreren MitstudentInnen zu zwanglosen Lerngruppen zusammenfinden, um die Lerninhalte zu diskutieren und gemeinsam zu wiederholen. Nicht jeder hat vielleicht alles gleich gut in der Vorlesung mitbekommen oder verstanden. Dabei profitiert nicht nur derjenige, der etwas erklärt bekommt, sondern auch als "Lehrendem" wird so manches noch besser verständlich, wenn man es anderen vermitteln oder erklären muß. Man sich auch auf die alleinige (Nach-)Hilfe von anderen StudentInnen nicht zu sehr verlassen, da sich Mißverständnisse und Verständnislücken leicht vervielfachen ("Stille-Post-Effekt").

Oft ist aus Zeitgründen eine Diskussion mit anderen über den Stoff gleich nach der Vorlesung nicht möglich und muss auf die eigentliche Prüfungsvorbereitungszeit verschoben werden. Dennoch sollten man seine Mitschrift innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach der Vorlesung durcharbeiten, weil man diese dann noch frisch im Gedächtnis hat, dass man sie rückblickend beurteilen und reflektieren kann und auch noch den Zusammenhang der Notizen versteht. Bei der Überarbeitung ist keine Reinschrift notwendig, sondern die gedankliche Auseinandersetzung mit dem Stoff. Man sollte die Mitschrift überarbeiten, indem man mit Hilfe bestimmter Überarbeitungstechniken und -schritte die Notizen ordnen, strukturieren und auch ergänzen. Reicht der Platz auf einem Musterblatt dafür nicht aus, fügt man einfach ein weiteres Zusatzblatt ein.

Tipps zur Überarbeitung von der Uni Duisburg:

Vorteil der persönlichen Mitschrift

Vorteil der persönlichen MitschriftDas Lernen in Gruppen kann daher auf keinen Fall die Teilnahme an Vorlesungen, Übungen und Seminaren ersetzen, sondern allenfalls ergänzen - hilfreich sind solche Lerngruppen auch wenn es gilt, etwa durch Krankheit oder andere Verhinderungen versäumte Lehrveranstaltungen nachzuarbeiten - auf keinen Fall einfach Mitschriften kopieren, sondern diese wenigstens in der persönlichen Form und Eigenart umformulieren!

Letztlich ist die persönliche Teilnahme an jedem der angebotenen Vorlesungs-, Übungs- oder Seminartermine durch nichts zu ersetzen. Die Nacharbeit nichtbesuchter Sitzungen ist sehr aufwendig und selten effektiv möglich. Skripte und Lehrbücher sind nur als ergänzende Lernhilfe gedacht und setzen die Vorlesung bzw. Übung meist voraus. Die gleiche Lehrveranstaltung verändert sich auch von Semester zu Semester oft erheblich, ohne daß alle Lernmaterialien immer sofort angepaßt werden.

Besonders problematisch wird es auch, wenn die einzelnen Vorträge stark aufeinander aufbauen und durch das Versäumen einzelner Termine der rote Faden verloren geht. Kann man also doch ausnahmsweise einmal nicht dabei sein, sollte man versuchen, die Veranstaltung so gut wie möglich vor dem nächsten Termin nachzuholen, um nicht den Anschluß zu verlieren.

Die Angst vor dem klugen Gesicht (von Wolf Wagner)

Zum Fragen in Lehrveranstaltungen und auch in Arbeitsgruppen gehört wirklich Mut. Denn wenn Sie in eine Lehrveranstaltung kommen, haben die anderen alle so kluge Gesichter, daß Sie meinen, die wüßten alles und Sie seien der einzige, der nichts weiß. Darum verstecken Sie sich lieber hinter den anderen - und schreiben sich das Unverstandene auf mit dem festen Vorsatz, es daheim nachzuschauen. Diese Angst vor dem "klugen Gesicht" haben aber alle - oder beinahe alle. Diese Angst vor dem klugen Gesicht führt dann dazu, daß in der Lehrveranstaltung kaum jemand etwas sagt und schon gar niemand etwas fragt. Der Dozent erhält dadurch den Eindruck, alle verstehen, was ich sage. Es ermutigt ihn noch schneller, abgekürzter und abstrakter zu reden, denn der Stoff ist immer viel mehr als die Zeit reicht. Die Folge ist: Die Studierenden verstehen noch weniger und werden noch verschreckter. Die Vorlesung wird zu einer Veranstaltung, in der man sich die Informationen holt, was man sich daheim selbst beibringen sollte. Leider kommt es dazu nie, zum sich die Sachen daheim beibringen, weil man mit jeder Sitzung, in der man nichts gesagt und kaum etwas verstanden hat, ein Stück von der ursprünglichen Motivation verliert. Die Angst vor dem "klugen Gesicht" der anderen ist das größte Lernhindernis an den Hochschulen. Lassen Sie sich nicht von Ihrer eigenen Angst bluffen. Machen Sie sich klar: Den anderen geht es genauso. Deshalb: Wann immer Sie nicht mehr mitkommen oder etwas nicht verstehen, fragen Sie. Sie tun in der Regel den anderen sogar einen Gefallen. Denn auch von denen haben es viele nicht verstanden. Und selbst wenn Sie der oder die Einzige sind: Es ist Ihr Studium, das Sie weiterbringen soll.

Inhaltsverzeichnis dieses Lerntipps
Richtig mitschreiben!
Grundlegendes - Geschwindigkeit
Die Methoden - Die Praxis
des Mitschreibens - Hierarchie, Mindmap …
Tipp: TQ3L-Verfahren
Die Skripten
Das Problem mit den Mitschriften - Die Angst vor dem klugen Gesicht!
Nachbereitung

der eigenen Notizen - Vorteil der eigenen Mitschrift



Überblick über die Lerntipps
Student sein :: Zeitmanagement :: Arbeitsplatzgestaltung :: Konzentration :: Stressbewältigung :: Wiss. Schreiben :: Schreibblockaden :: Lernmotivation :: Arbeit in Gruppen :: Mitschrift :: Podcasting :: Die 5-Schritte Methode :: Prüfungsvorbereitung

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