Inhaltsverzeichnis dieses Lerntipps
Keine Konzentration?
Warum man seine Freundin nicht anschauen sollte!
Was kann man tun?
Wege zur Steigerung der Konzentration
Übungen
zur Steigerung der Konzentration
Noch ein paar Übungen
Lehrveranstaltungen
Praktische Übungen für die Lehre

Warum kann man sich nicht immer konzentrieren?

Den wenigsten StudentInnen gelingt es, z. B. einer Vorlesung voll konzentriert von Anfang bis Ende zuzuhören. Das ist aber in der Regel auch gar nicht unbedingt nötig. Man sollte vielmehr frühzeitig lernen, seine Konzentration je nach Vorlesungsphase den jeweiligen Erfordernissen anzupassen! In den Phasen, in denen der Vortragende vom Thema abschweift, die Tafel putzt oder zeitraubende Tafelanschriften erstellt, kann man durchaus seine Konzentrationsintensität soweit zurücknehmen, daß sie ausreicht, um bei Wichtigem sofort wieder konzentriert bei der Sache zu sein, ohne den roten Faden zu verlieren. Das kann man üben! Aber auch beim Lernen zu Hause schweift die Aufmerksamkeit immer wieder ab, denn es zeigt sich, dass die Leistungsfähigkeit des Gehirns, insbesondere für das Speichern neuer Inhalte, großen Schwankungen unterworfen ist. Auch wenn wir hellwach und konzentriert arbeiten, treten immer wieder Phasen verminderter Merkfähigkeit auf, die wiederum von Perioden erhöhter Leistungsbereitschaft abgelöst werden. Beginn und Ende dieser Zyklen bleiben uns aber leider verborgen. Wir können sie nicht wahrnehmen, da wir kein Sinnesorgan für sie besitzen und daher das Einsetzen des lernbereiten Zustandes nicht erkennen können.

Nach einer Studie von Ward et al. (2017) lenkt übrigens ein Smartphone Menschen sogar dann ab, wenn es ausgeschaltet ist. Man beobachtete Smartphonebenutzer in mehreren Experimenten, wobei bei einer Testaufgabe eine Gruppe ihr Smartphone umgedreht auf den Tisch vor sich legte, eine andere es in einer Tasche bei sich trug und eine dritte Gruppe in einem anderen Raum ablegte, wobei alle Teilnehmer das Smartphone ausschalteten. Es zeigte sich, je präsenter das Gerät räumlich war, desto schlechtere Ergebnisse hatten die Teilnehmer in den Tests. Die Nutzer, die ihr Smartphone in einem anderen Raum hatten, schnitten leicht besser ab, als diejenigen mit dem Telefon in der Tasche und signifikant besser, als diejenigen mit dem Smartphone vor sich liegend. Letztlich werden Smartphonenutzer nicht dadurch abgelenkt, weil sie Nachrichten bekommen, sondern die bloße Anwesenheit des Smartphones genügt, die kognitiven Kapazitäten einzuschränken. Nur ein Smartphone außerhalb der Reichweite führt also dazu, nicht an das Smartphone. Übrigens haben jene Teilnehmer, die die sich selbst als Smartphone-abhängig bezeichneten, bei den Experimenten schlechter abgeschnitten als die anderen.

Manche Kulturen umarmen technische Innovationen schneller als andere, wobei Menschen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen neue Technologien eher nutzen als andere. Nutzt man ein Smartphone in sinnvollem Ausmaß, macht es Menschen sehr produktiv, aber es gibt einen Scheitelpunkt bei der Nutzung, wo es ins Negative kippt. Dieser Scheitelpunkt ist durch eine Fragmentierung des Alltags gekennzeichnet, denn wenn Studierende im Durchschnitt etwa hundertmal am Tag ihre Smartphones aktivieren, zeigt das, dass die dazwischen liegenden Zeiteinheiten viel zu kurz geworden sind, um vertieft arbeiten zu können. Man muss daher jetzt neue Umwelten schaffen, die in einem digitalen Zeitalter wieder längerfristige Konzentration ermöglichen.

Literatur

Stangl, W. (2019). Smartphone-Sucht. Werner Stangls Psychologie News.
WWW: https://psychologie-news.stangl.eu/1303/smartphonesucht (2019-09-30).

Ward, Adrian F., Duke, Kristen, Gneezy, Ayelet & Bos, Maarten W. (2017). Brain Drain: The Mere Presence of One’s Own Smartphone Reduces Available Cognitive Capacity. Journal of the Association for Consumer Research, 2, 140-154.


Welche Vorteile bringt für StudentInnen das Üben und Erlernen einer besseren Konzentration?

Quelle: http://www.allesgelingt.de/blog/ubungen_fur_bessere_konzentration.html (09-12-18)

Was kann man dagegen tun?

Manche StudentInnen wünschen sich, stundenlang konzentriert arbeiten zu können ohne sich ablenken zu lassen. Doch das ist unmöglich, denn kein Gehirn ist darauf eingestellt, Ablenkung zu vermeiden, sondern sucht stets aktiv nach Veränderungen in der Umwelt. Das liegt daran, dass es im Gehirn leistungsstarke Filtersysteme für eintreffende Informationen gibt, denn alles, was sich nicht ändert und lange Zeit konstant bleibt, wird einer bewussten Verarbeitung vorenthalten und daher ausgeblendet. Erst wenn sich wieder etwas in der Umgebung ändert, ist das für das Gehirn ein Signal, die Aufmerksamkeit auf diese Veränderung zu richten. Übrigens sind viele Applikationen auf einem Smartphone so programmiert, dass sie sich diese Filterfunktion des Gehirns zunutze machen, indem sie die Aufgaben innerhalb einer Tätigkeit variieren, eine Über- oder Unterforderung des Nutzers vermeiden und permanent Feedback über den Leistungsfortschritt geben. Um die Konzentration dennoch hoch zu halten, ist es günstig, auch innerhalb einer Aufgabe verschiedene Tätigkeiten zu suchen, denn schafft man eine gewisse Veränderung innerhalb einer Tätigkeit, wird man weniger anfällig für Einflüsse von außen. Dadurch kommt man einer möglichen Ablenkung zuvor und lenkt sich gewissermaßen selbst ab. Hinzu kommt, dass die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsgedächtnisses begrenzt ist, und etwa durch Mikropausen - nicht länger als eine Minute, während der man etwa aufsteht und zum Fenster hinausschaut oder einfach nur ein paarmal tief durchatmet -, die man in seine Tätigkeit einstreut, kann das Gehirn das Arbeitsgedächtnis besser strukturieren.

Da die äußeren Ursachen von Konzentrationsstörungen in der Regel recht einfach zu beheben sind, hier nur ein paar Anregungen zur Verbesserung der inneren Konzentrationsfähigkeit:

Apropos Pausen

Schon seit der Antike bedeutete das Innehalten für Dichter und Denker einen Quell der Inspiration. Müßiggang ist eine wichtige Voraussetzung für geistige Leistungsfähigkeit, denn um die schöpferische Kraft des Denkens vollständig ausschöpfen zu können, braucht man Pausen, denn Kreativität lässt sich nicht herbeiführen, sondern man kann lediglich die Bedingungen schaffen, um die Kreativität zu fördern. Ernst Pöppel (Münchner Institut für Medizinische Psychologie) glaubt, dass es in unserer Gesellschaft einen "Kreativitätsstau" gibt, der explodieren könnte, wenn die Büros in allen Institutionen täglich eine Stunde aus dem Kommunikationszwang aussteigen würden". Kreativität findet vor allem in jenen Momenten der geistigen Ruhe statt, also wenn man nicht im Hamsterrad der Geschäftigkeit sitzt und stur seine Arbeit verrichtet. Wichtig sind die bewusst erlebten Pausen, denn Entschleunigung, Faulheit und Müßiggang sind wesentliche Voraussetzungen für Kreativität. Aus der Sicht der Gehirnforschung ist das Nichtstun nämlich keine Phase neuronaler Inaktivität, sondern es sind in diesem Leerlauf-Modus ähnlich wie im Schlaf manche Gehirnzentren besonders aktiv, um sich gerade Erlerntes oder Erlebtes noch einmal "durch den Kopf" gehen zu lassen (vgl. Briseño, 2010). Pausen sind daher notwendige kreative Phasen, die einen Teil der Studienaktivität bilden sollten. Nun mögen manche einwenden, dass geistige Arbeit nicht nur im stillen Kämmerlein stattfindet, sondern in Seminaren, Vorlesungen, Arbeitsgruppen, Teamarbeit. Wie kann dabei jede/r den eigenen Pausenrhythmus einhalten? Die individuellen Rhythmen der Aufmerksamkeit sind jedoch flexibel genug, um sich auch in Gruppensituationen aufeinander einzuspielen. Wo jedoch Termine, Anforderungen und überhöhte Ansprüche an den eigenen Arbeitsplan keine Zeiten dazwischen zulassen, in denen man immer wieder abschalten, tief Luft holen, Tagträume entwickeln oder sich bewegen können, werden diese vielen kreativen Möglichkeiten vergeudet. Der Lernerfolg hängt untrennbar mit der Zeiteinteilung zusammen, und somit auch mit der richtigen Pausengestaltung. So wie man die Pausen als festen Bestandteil seiner Arbeitsphasen wertschätzt, kann man auch auf die körpereigenen Rhythmen achten und die Konzentration, Kreativität und Gesundheit fördern.

Schauen Sie beim Lernen nicht auf Ihre Freundin!

Britische Forscher haben in einer Studie nachgewiesen, dass die emotionalen Informationen in Gesichtern von anderen die Aufmerksamkeit stören. Bei diesen Untersuchungen lösten die Versuchspersonen mathematische Aufgaben dann besser, wenn sie den Blick vom Fragenden abwendeten. Den Forschern zufolge erhöhte sich so die Fähigkeit der Probanden erheblich, die Aufgaben richtig zu lösen, wenn sie dabei das Gegenüber nicht betrachteten. Die Kombination von geistiger Arbeit und emotionalen Eindrücken versetzte einige Probanden offensichtlich so in Stress, dass sie sogar in Schweiß ausbrachen, wobei Männer dann am stärksten schwitzten, wenn sie in ein weibliches Gesicht blicken sollten. Daher sollten LehrerInnen oder Prüfer ihre Schüler eher dazu auffordern, ihren Blick ins Leere schweifen zu lassen, wenn sie nachdenken sollen, als sie dabei anzusehen.

"Multitasking" mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen?

John Ratey (Harvard University New York) hat das Phänomen "Multitasking" in Studien untersucht: Das menschliche Gehirn mag einerseits das Hin- und Herspringen zwischen Informationen, Aufgaben, Themen, andererseits kann es diese Flut an Eindrücken entgegen den Behauptungen von Zeitmanagementtrainern und angeblich erfolgreichen Multitaskern nicht. Menschen sind nämlich eher Monotasker, denn mehr als 100 Prozent Aufmerksamkeit stehen niemandem zur Verfügung. Entweder hören wir einem Gesprächspartner am Telefon nicht richtig zu oder es schleichen sich Fehler bei der gleichzeitig geschriebenen Email ein. Menschen, die sich fortwährend durch immer neue Informationen stimulieren lassen wollen, sind fahrig, nervös, zappelig und immer unkonzentriert. Sie verkürzen ihre Aufmerksamkeitsspanne und haben sehr schnell Verlangen nach neuem Input. Zeiten der Ruhe und Stille können sie kaum noch ertragen. Da das menschliche Gehirn nicht dafür geeignet ist, verschiedene komplexe Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen, kann das Gehirn im besten Fall nur binnen Millisekunden zwischen verschiedenen Aufgabenbereichen hin- und herschalten, anstatt sich zeitgleich darum zu kümmern. Daher wird es bei Aufgaben, die einigermaßen anspruchsvoll sind, überfordert. Zwar legt das Gehirn, wenn es die erste Aufgabe für die Bearbeitung der zweiten unterbricht, wichtige Gedächtnisstützen in einer Art Zwischenspeicher ab, aus dem es sie, sobald die zweite Aufgabe erledigt ist, wieder hervorholt, doch ist das Gehirn bei ähnlich anspruchsvollen Aufgaben bald überfordert. Manche Menschen sind jedoch dabei erfolgreicher als andere, die Geschwindigkeit dieser Signalübertragung in den betreffenden Gedächtnis- und Verarbeitungszentren zu steigern, also schneller zwischen verschiedenen Arbeitsbereichen hin- und herzuwechseln. Am besten funktioniert das, wenn eine der gleichzeitig zu erledigenden Aufgaben weitgehend automatisiert ist, denn so kann sich ein routinierter Autofahrer auf einer vertrauten Strecke mit einem Beifahrer auch über komplizierte Themen unterhalten. Im Gegensatz zu jemandem, der gerade erst den Führerschein gemacht hat und die Strecke nicht kennt, denn ihm verlangt das Autofahren höchste Konzentration ab. Nur vollautomatisierte Vorgänge wie das Autofahren oder der Konsum von Medien benötigen also nicht die ganze Konzentration und können aus diesem Grund nebenher laufen. Das Hin- und Herschalten kostet das Gehirn aber sehr viel Energie, d. h., wer öfter hin und her wechselt, ermüdet schneller als jemand, der erst die eine Aufgabe erledigt und anschließend die nächste. Studien haben gezeigt, dass es am Arbeitsplatz und auch im privaten Bereich effektiver ist, auf einer persönlichen To-do-Liste einen Punkt nach dem anderen abzuarbeiten. Kurzfristig scheint manchen Multitasking zwar effektiv zu sein, aber mittel- und langfristig lohnt es sich nicht, weil es zu Erschöpfung, Gereiztheit, Konzentrationsschwächen und Fehlern führt.

Männer und Frauen sind übrigens aus biologischer Sicht fürs Multitasking gleichermaßen geeignet bzw. nicht geeignet, denn beide Geschlechter stoßen an die gleichen physiologischen Grenzen, wenn sie sich mehreren anspruchsvollen Aufgaben zugleich widmen müssen. Ob Pseudo-Multitasking funktioniert, liegt vor allem an der Art der Arbeiten und nicht am Geschlecht der Person, die sie ausführt. Menschen, die klare Prioritäten setzen und festlegen, welche Aufgaben als erstes erledigt werden müssen und welche noch etwas warten können, d. h., wer den Alltag entsprechend organisiert, baut persönlichen Stress nachhaltiger ab als jeder Multitasker.

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