Vorteile des Lernens in der Gruppe
Wenn in Gruppen gelernt wird, geht es nicht einfach darum, mit anderen zusammen ein "Produkt" zu erstellen (und diese Sache möglichst schnell hinter sich zu bringen), sondern das Lernen an sich sollte im Vordergrund des Interesses stehen. Denn die Gruppensituation bietet die Möglichkeit, neue Sichtweisen und Perspektiven kennenzulernen und vom Wissen anderer zu profitieren. Wenn sich die Gruppenmitglieder gegenseitig unterstützen, kann jedes seine Kenntnisse und Fähigkeiten erweitern.
Obwohl von seiten der Wirtschaft hohe Anforderungen hinsichtlich der Team-, Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit an die StudienabgängerInnen gestellt werden, wird das Lernen in Gruppen von Studierenden (aber auch z. T. von den Lehrenden) häufig rundweg abgelehnt. Dabei fallen die Vorteile, die kooperative Lernformen sowohl auf kognitiver, als auch auf emotional-motivationaler und sozialer Ebene mit sich bringen können, meist unter den Tisch:
- Das Lernen in einer Gruppe ist oft anregender und motivierender, als das Lernen alleine. Da jedes Gruppenmitglied andere Vorkenntnisse, Ideen oder Ansichten hat, entsteht ein sog. Gruppenvorteil hinsichtlich Qualität und Kreativität von Problemlösungen; man selbst wird auf neue Gedanken gebracht.
- Wer sich aktiv am Gruppengeschehen beteiligt, lernt, zu argumentieren, zu diskutieren und sein Wissen verständlich und strukturiert vorzutragen. Dabei werden dann oft Wissenslücken oder Verständnisprobleme aufgedeckt oder man lernt andere Interpretationen und Einschätzungen kennen. Das eigene Wissen wird also überprüft, ergänzt oder verändert und dabei stabilisiert.
- Gruppen bieten auch die Möglichkeit zum sozialen Lernen: In Gruppendiskussionen lernt man zu erkennen, daß es nicht nur eine "richtige", sondern mehrere mögliche Wahrheiten gibt. Dies führt zu einer toleranteren Haltung gegenüber den Standpunkten anderer und zur Klärung von Mißverständnissen und Konflikten.
- Eine Gruppe kann die Lern- und Durchhaltemotivation steigern. Die von einer guten Lerngruppe ausgehende soziale Unterstützung trägt dazu bei, daß man "bei der Stange bleibt".
Einige Nachteile von Gruppenarbeit
Trotz aller Vorteile des Lernens in Gruppen sind damit auch diverse Problembereiche verbunden, derer Sie sich bewusst sein sollten:
Ineffizienz durch Ablenkung: Häufig entwickeln sich Lern- und Arbeitsgruppen mit der Zeit zu freundschaftlichen Treffen, bei denen die eigentliche Zielsetzung in den Hintergrund rückt. Um dieser Gefahr vorzubeugen, ist es sinnvoll, einen fixen Zeitraum für die gemeinsame Arbeit anzuberaumen und sich entweder davor oder im Anschluss daran privat zusammenzusetzen. Stellen Sie sicher, dass die Gruppe jene Themen, die im Vorfeld bestimmt worden sind, auch tatsächlich durcharbeitet.
Persönlicher Nutzen geht verloren: Überprüfen Sie regelmäßig für sich selbst, ob Sie von der Gruppenarbeit wirklich profitieren können. Nur in diesem Fall ist es ratsam, daran festzuhalten. Andernfalls können Sie durch Selbststudium wesentlich bessere Lernerfolge erzielen und eine Menge Zeit einsparen. Wägen Sie für sich persönlich ab, ob das Verhältnis zwischen Ihrem Input in die Gruppe und dem, was Sie aus der Gruppenarbeit zurückbekommen, für Sie ein vernünftiges ist.
Übrigens: Psychologische Untersuchungen haben gezeigt, dass vor allem Menschen, die an ihrer individuellen Leistungsfähigkeit - sei es nun berechtigt oder nicht - zweifeln, sich am ehesten Gruppenarbeit wünschen.
Voraussetzungen für erfolgreiche Gruppenarbeit
- Wichtig ist zunächst, daß die Gruppenmitglieder gemeinsame Ziele haben, die sie zusammen erreichen wollen. Die Bereitschaft zur Kooperation ist die Grundvoraussetzung, damit Gruppenarbeit überhaupt stattfinden kann.
- Die Gruppenmitglieder müssen sich über ihre Ziele verständigen, also Informationen austauschen und aufnehmen. Dazu ist ein Klima notwendig, in dem Akzeptanz und Vertrauen vorherrschen.
- Gruppenarbeit muß geplant und organisiert werden. Ein wichtiger Punkt hierzu ist die Gruppengröße: Optimalerweise liegt sie bei 3-4 Personen, mehr als 7 Personen sollten es nicht sein. Denn je größer eine Gruppe ist, desto schwieriger wird die Koordination der Gruppenmitglieder. Auch wächst mit der Gruppengröße die Tendenz, daß ich einzelne Mitglieder nicht mehr engagieren.
- Die Gruppe sollte leistungsmäßig in etwa gleich zusammengesetzt sein, damit sie nicht von einem "Star" dominiert wird, sondern alle die Chance haben, einen Beitrag zu leisten.
- Das Arbeitsprogramm der Gruppe sollte hinsichtlich der Ziele, des Umfangs und des Anspruchsniveaus möglichst klar und konkret festgelgt werden.
- Nicht zu unterschätzen bei der Gruppenarbeit ist der Aspekt der Informationsverarbeitung, also das intensive Auseinandersetzen mit dem Lernstoff.. Die Gruppe muß dafür sorgen, daß eine Informationsverarbeitung stattfindet, sonst entsteht schnell ein "Kaffeekränzchen".
- Weiterhin ist es wichtig, daß die Aufgaben in der Gruppe von Sitzung zu Sitzung klar verteilt werden (wer macht was bis wann und wie?).
- Die Gruppe muß fähig sein, Störungen frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Gruppen entfalten ihre eigene Dynamik, die sogar dazu führen kann, daß die Gruppe auseinanderbricht. Dies kann z.B. dann passieren, wenn einzelne Gruppenmitglieder dominieren oder "trittbrettfahren", also selbst nichts beisteuern und von den anderen profitieren. Ebenfalls gefährlich wird es, wenn Kooperation in Konkurrenz umschlägt. Deshalb sollte zwischendurch das Gruppengeschehen - also die Kooperation und Kommunikation untereinander - thematisiert und analysiert werden.
- Von entscheidender Wichtigkeit ist auch, daß sich die Gruppenmitglieder gegenseitig motivieren, z.B. indem sie sich verdeutlichen, warum das Ziel wichtig für die Gruppe ist und inwieweit es bereits erreicht wurde. Auch ein paar aufmunternde Worte können Wunder wirken!
Siehe auch die Checklisten für die erfolgreiche Gruppenarbeit
Inhaltsverzeichnis dieses Lerntipps
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