Schreiben in der Gruppe
Der Vorteil einer Gruppenarbeit liegt nach Merkel (o.J.) in der möglichen ständigen Diskussion in allen Phasen der Arbeit, vorausgesetzt, dass die Teilnehmenden fähig sind, sich flexibel aufeinander einzustellen und dass nicht ungeklärte emotionale Probleme die Zusammenarbeit beeinträchtigen. Die Befähigung zur Teamarbeit gehört wiederum zu den allseits geforderten Qualifikationen der Berufstätigkeit. Erfahrungen in Arbeitsgruppen sind schon deswegen jedem Studierenden anzuraten (auch wenn manche Lehrende Gruppenarbeiten eher mißtrauisch betrachten mögen). Produktives Diskutieren und Zusammenarbeiten läßt sich lernen, indem man es versucht und dabei einige Regeln beachtet, wie sie etwa für die "themenzentrierte Interaktion‘" nach R. C. Cohn genannt werden.
- Sprich nicht per „man“ oder „wir“, sondern per „ich“.
- Persönliche Aussagen sind normalerweise besser als unechte Fragen.
- Wenn mehrere Gruppenmitglieder sprechen bzw sprechen wollen, ist es empfehlenswert, eine Einigung über den Gesprächsverlauf herbeizuführen.
- Es darf nur einer auf einmal reden.
- Vermeide nach Möglichkeit Seitengespräche.
- Wenn du nicht wirklich dabei sein kannst, d.h. wenn du gelangweilt oder ärgerlich bist oder aus einam anderen Grund dich nicht konzentrieren kannst, unterbrich das Gespräch.
- Versuche zu sagen, was du wirklich sagen willst, nicht, was du möglicherweise sagen solltest, weil es von dir erwartet wird.
- Vermeide nach Möglichkeit Interpretationen anderer und teile stattdessen lieber deine persönliche Reaktion mit.
- Beachte Signale aus deinem Organismus und beachte ähnliche Signale bei anderen Gruppenmitgliedern.
Um Probleme beim längerfristigen Arbeiten in einer Gruppe vorzubeugen, empfiehlt es sich, auch Regeln für die gemeinsame Schreibarbeit festzulegen:
- Erstellen eines Arbeitsplanes
- Welches gemeinsame Arbeitsziel setzt sich die Gruppe? (Es ist ratsam, dieses Ziel schriftlich zu fassen)
- Vereinbarung organisatorischer Regeln, wie zum Beispiel: einen festen Ort (Arbeitsplatz), einen regelmäßigen Termin
- Beginn und Ende der gemeinsamen Arbeitszeit Verpflichtung jedes Teilnehmers sich auf das Treffen vorzubereiten.
Auch bei guter Zusammenarbeit bleibt es fast unmöglich einen längeren Text gemeinsam zu formulieren. Man muss also eine Form der Arbeitsteilung finden, die den größtmöglichen Gewinn aus der Kooperation zieht, ohne durch ständiges Zerreden die Produktivität der einzelnen Teilnehmer zu hemmen. Oder anders gesagt: Jeder Teilnehmer muss einen ausreichenden individuellen Spielraum behalten können. Man sollte sich also zu Beginn genau über die Form der Arbeitsteilung einigen. Folgende Verfahren bieten sich an:
Eigenständige Unterthemen werden getrennt bearbeitet: Jeder schreibt ein inhaltlich eigenständiges Referat, das aber thematisch mit den andern verbunden ist. Verschiedene Aspekte eines Argumentationszusammenhanges werden jeweils von einem Teilnehmer bearbeitet. Dazu wird gemeinsam eine Argumentationslinie entwickelt. Die einzelnen Abschnitte werden getrennt geschrieben. Schließlich werden die Texte wieder gemeinsam auf den Zusammenhang hin kontrolliert und gegenseitig verbessert. Der Text wird gemeinsam verfasst, was meist nur zwischen zwei Schreibenden problemlos klappt. Allerdings ist davon abzuraten, gemeinsam Satz für Satz zu formulieren, sondern: Nach genauer Absprache schreibt jeder Teilnehmer ein Kapitel, das dann vom anderen korrigiert wird Die Korrekturen werden dann besprochen und gemeinsam ein endgültiger Text erstellt.
Ein formelles Problem stellt die Bewertung dar. Es ist in Absprache mit dem Veranstalter zu klären, ob und in welcher Form Gruppenarbeiten geschrieben werden können. Manche Prüfungsordnungen sehen die Möglichkeit von gemeinsamen Hausarbeiten und Referaten vor, verlangen jedoch für die Abschlußarbeiten eine namentliche Kennzeichnung der einzelnen Abschnitte. Wo eine Einzelbewertung erwartet oder gewünscht wird, sollte man auch in einem Referat die Einzelleistungen kennzeichnen.